Helga Schubert: Ein bewegtes Leben
1940 in Berlin geboren, fällt ihr Vater nur ein Jahr später als Soldat im Krieg. Die Mutter bringt Helga in den späteren Kriegsjahren auf ein Gut bei Köslin, von wo sie 1945 vor der Roten Armee fliehen müssen. Auf der Flucht stirbt Helga fast, langsam nur erholt sie sich von den Krankheiten, erlebt eine typische Nachkriegskindheit, mit einer emotional kalten und abweisenden Mutter. Später studiert sie Psychologie und wird Schriftstellerin, lebt in der DDR, und muss lange 28 Jahre warten, bis sie ihre Freiheit zurückbekommt.
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Mäandern durch Beobachtungen und Empfindungen
Ganz unterschiedliche Episoden ihres Lebens pickt Schubert sich heraus, mitunter geht sie einfach Gedanken nach, mäandert durch Beobachtungen und Empfindungen. Immer wieder thematisiert sie die schwierige Beziehung zur Mutter, die von Ablehnung geprägt ist, auch sprachlich bringt sie die Distanz auf besondere Weise zum Ausdruck. Heimat versucht sie im evangelischen Glauben zu finden, genau wie in dem Dorf, in das sie als ältere Frau zieht. Sie spricht über Familie und Freiheit, über die Nachkriegskindheit, über das Älterwerden und das Leben im Allgemeinen.
Auszeichnung mit Bachmann-Preis
Schubert erzählt klar und reduziert, stark in sich, die Titel-Erzählung “Vom Aufstehen” wurde bereits vergangenes Jahr mit dem Bachmann-Preis ausgezeichnet, mit dem gesamten Erzählband ist sie aktuell für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
Die Geschichten haben Tiefgang, ohne zu belastend zu sein, durch die kurzen Abschnitte ist das Buch leicht lesbar und ich empfand es als kurzweilige, gleichzeitig aber sehr interessante Lektüre.

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Helga Schubert
“Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten”
dtv
erschienen am 18. März